23. Februar 2022

Durchblick bei den Standards

Der Nachhaltigkeitsbericht ist für viele Unternehmen eine wichtige Massnahme ihrer Nachhaltigkeitskommunikation. Ab dem Geschäftsjahr 2023 ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung für grosse Schweizer Unternehmen gar ein Muss. Mit den wachsenden Ansprüchen an die Nachhaltigkeitsberichte steigt auch die Bedeutung der international anerkannten Standards. Doch welche Standards gibt es und worin unterscheiden sie sich?

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Aufgrund der neuen Bestimmungen für einen besseren Schutz von Mensch und Umwelt sind grosse Schweizer Publikumsgesellschaften, Banken und Versicherungen ab nächstem Jahr gesetzlich verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu publizieren. Viele Unternehmen veröffentlichen bereits heute jährlich einen Bericht über ihre Nachhaltigkeitsmassnahmen. Gemäss einer Studie des PR-Beratungsunternehmens IRF Reputation haben 2021 47 der 50 SMI-Expanded-Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht publiziert; teilweise als Teil des Geschäftsberichts, teilweise als eigenständiger Bericht. Von diesen 47 Unternehmen rapportierten 45 mindestens nach einem internationalen Standard, zwei davon (die Credit Suisse und die Novartis) wendeten gar sechs verschiedene Standards an. Doch Nachhaltigkeitsberichte lohnen sich nicht nur für die grossen börsenkotierten Unternehmen, sondern auch für kleinere und private Unternehmen, um bei Kund:innen, den Mitarbeitenden und anderen Anspruchgruppen durch Transparenz Vertrauen zu schaffen.

 

Vorteile des Berichtens nach einem Standard

Die Standards helfen den Unternehmen beim Definieren aussagekräftiger und bedeutsamer Nachhaltigkeitskriterien und -kennzahlen und sorgen für Systematik bei der Messung und beim Rapportieren. Die Anwendung eines Berichterstattungs-Standards wirkt auf die Leser:innen seriös und erlaubt es Personen, die mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung vertraut sind, sich im Bericht leichter zu orientieren. Die Standards bilden zudem eine gute Basis für Nachhaltigkeits-Ratings und Vergleiche verschiedener Unternehmen.

 

Die gängisten Standards

Zu den gängigsten ganzheitlichen Standards, die das Berichten über ökologische und soziale Belange unterstützen, gehören der GRI-Standard, die SDGs sowie der UNGC.

 

GRI
Die Global Reporting Initiative (GRI) ist eine unabhängige internationale Organisation. Der GRI-Standard ist der meist genutzte und umfangreichste Nachhaltigkeitsberichterstattungs-Standard weltweit. Er ist modular aufgebaut und besteht aus einem Satz verschiedener universeller sowie thematischer Standards. Unternehmen, die nach dem GRI-Standard rapportieren, sind angehalten zuerst zu definieren, welche Themen für ihr Unternehmen wesentlich sind und den Schwerpunkt ihres Nachhaltigkeitsberichts dann auf diese zu legen. Je nach Tätigkeitsfeld des Unternehmens kann das Rapportieren nach dem GRI-Standard deshalb aufwändiger oder weniger aufwändig ausfallen.

 

INTERNATIONAL <IR> FRAMEWORK
Das International Integrated Reporting Framework (IIRF) der internationalen Non-Profit-Organisation Value Reporting Foundation erklärt das grundlegende Konzept der «integrierten Berichterstattung» und bietet eine Anleitung zur Erstellung eines integrierten Berichts. Beim Rapportieren nach dem International <IR> Framework geht es darum, die finanzielle sowie nicht-finanzielle Wertschöpfung des Unternehmens aufzuzeigen und die Zusammenhänge zwischen den finanziellen und nicht-finanziellen Aspekten darzustellen.

 

SDGs
Die Sustainable Development Goals (SDGs) der UNO umfassen 17 Ziele im Bereich der nachhaltigen Entwicklung und sind das Herzstück der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Sie dienen dazu, die drängenden Herausforderungen der Welt gemeinsam zu lösen. Der Fokus liegt auf der Armutsbekämpfung und auf einer ausgewogenen nachhaltigen Entwicklung. Die UNO hat verschiedene Dokumente zur Ausrichtung der Nachhaltigkeitsberichterstattung an diesen 17 Zielen publiziert. Sie unterstützen Unternehmen dabei, die Ziele in Berichte nach dem GRI-Standard zu integrieren.

 

UNGC
Der United Nations Global Compact (UNGC) ist die weltweit grösste Nachhaltigkeitsinitiative von Unternehmen. Die Mitglieder-Unternehmen bekennen sich zu zehn Prinzipien in den folgenden vier Bereichen: Menschenrechte, Arbeitsrechte, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung. Die UNGC-Mitgliedschaft verlangt einen jährlichen Statusbericht im Sinne eines Nachhaltigkeitsberichts. Wichtig ist für den UNGC die strategische Verankerung des Paktes. So gehört ein CEO-Statement, das die Unterstützung des UNGC untermauert, zum jährlichen Statusbericht. Weiter sind eine Beschreibung aller Massnahmen sowie die Erfolgsmessung Teil des Berichts gemäss UNGC.

 

Neben diesen Standards für eine ganzheitliche Berichterstattung sind in der Schweiz zwei spezifische Standards für die Reduktion von Treibhausgasen sowie ein Standard mit Fokus auf Klimaauswirkungen weit verbreitet:

 

CDP
Das Carbon Disclosure Project (CDP) ist eine Plattform, die Daten zum Treibhausgasausstoss von Unternehmen, Städten und Ländern sammelt, öffentlich zugänglich macht und bewertet. Hinter dem CDP steht eine internationale NPO. Diese fordert Unternehmen auf, ihre Treibhausgasemmissionen und ihr Emissonen-Management über einen Fragebogen bekannt zu geben. Der CDP-Fragebogen ist insbesondere für Unternehmen relevant, die Investor:innen gewinnen wollen.

 

SBTi
Die Science Based Targets Initiative (SBTi) basiert auf einer Partnerschaft zwischen dem CDP, dem UNGC und dem WWF. Entscheidet sich ein Unternehmen, bei der Initiative mitzumachen, wird es zuerst aufgefordert ein Emissionsreduktionsziel zu definieren. Sobald dieses von der Initiative validiert wurde, wird es öffentlich gemacht und das Unternehmen ist aufgefordert, jährlich über seine Fortschritt beim Reduzieren seiner Emissionen zu berichten.

 

TCFD
Die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) wurde vom Financial Stability Board (FSB) geschaffen, einem Gremium, das im Auftrag der G20 nach der Finanzkrise 2009gegründet wurde. Ziel des TCFD ist die transparente Offenlegung der klimarelevanten Chancen und Risiken von Unternehmen, damit Investor:innen, Kreditgeber:innen und Versicherungsunternehmen informierte Entscheidungen treffen können.

 

Des Weiteren ist ein Standard in der Schweiz verbreitet, der die finanziellen Auswirkungen von ESG-Themen (Environmental, Social, Governance) offenlegt.

 

SASB
Das Sustainability Accounting Standards Board (SASB) ist eine internationale NPO. Der Standard umfasst Vorgaben für finanzrelevante Nachhaltigkeitsinformationen und gibt an, wie diese Informationen identifiziert, gemanagt und kommuniziert werden sollen.

 

Zusätzlich zu diesen branchenunabhängigen Standards existieren noch branchenspezifische Standards.

 

EPRA
Die EPRA (European Public Real Estate Association Best Practices Recommendations on Sustainability Reporting) sind der in der Schweiz bekannteste branchenspezifische Standard. Dieser Standard ist für Unternehmen im Immobiliensektor anwendbar.

 

Für alle Standards gilt: Es reicht nicht, sich erst beim Verfassen des Nachhaltigkeitsberichts mit den Anforderungen des Standards zu befassen. Denn der Standard hat Einfluss auf die Definition der Ziele, die Umsetzung der Massnahmen und die Erfolgsmessung.

 

Erfahren Sie mehr über unsere Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeitskommunikation und wie wir Sie bei Ihrem Nachhaltigkeitsbericht unterstützen können. Lesen Sie noch weiter über die Gestaltung von Nachhaltigkeitsberichten.

Über Standards von Nachhaltigkeit­berichten

Standards sind fundamental, wenn es um das Verfassen guter Nachhaltigkeitsberichte geht. Diese gehen von den allgemeinen GRI-Prinzipien bis zum branchenspezifischen ERPA. Die Berichte sind ein wichtiges Instrument, um als Unternehmen das Vertrauen seiner Kunden zu gewinnen. Für gewisse Unternehmen ist es ab nächstes Jahr sogar Pflicht,  einen Nachhaltigkeitsbericht herauszubringen.

 

Laut einer Studie von IRF Reputation haben bereits 47 der 50 SMI-Expanded Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht publiziert.

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