8. November 2024

«Nachhaltigkeits­berichterstattung ist nicht nur eine Compliance-Übung»

Während der letzten fünf Monate absolvierte Alison Waterfield bei uns ein Praktikum im Bereich der Nachhaltigkeits­berichterstattung. Die Pharmakologin entschied nach über zehn Jahren bei Big Pharma das Berufsfeld zu wechseln und startete letztes Jahr ihren MAS Corporate Communication Management an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Im Interview erzählt sie, wie sie zum Storytelling gefunden hat, warum sie Nachhaltigkeitsberichterstattung so interessant findet und was sie in ihrer Masterarbeit erforschen will.

Alison Waterfield sitzt für das Interview am Tisch.

Alison, wann hast du gemerkt, dass du nicht nur privat eine gute Storytellerin bist, sondern deine kommunikativen Fähigkeiten auch beruflich gut einsetzen könntest?

Ich war schon immer neugierig und kreativ. Als Teenager habe ich viel gelesen – von Krimis bis hin zu wissenschaftlichen Zeitschriften – und war fasziniert davon, wie Informationen auf so fesselnde Weise präsentiert werden können. Ein Schlüsselmoment für mich war meine Abschlussarbeit im Rahmen der Französisch-Matur, in der ich einen Zeitungsartikel über den Concorde-Absturz in Paris schrieb. Meine Französischlehrerin war so berührt und sagte mir, dass der Artikel in einer echten französischen Zeitung hätte erscheinen können. Das war das erste Mal, dass ich darüber nachgedacht habe, wie meine Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen, über persönliche Interessen hinausgehen und in etwas Bedeutungsvolleres umgesetzt werden könnte.

 

Obwohl ich später Chemie studierte und dann auf Biologie umschwenkte, ging meine Leidenschaft für Storytelling nie verloren. Selbst während meiner Karriere in der Pharmaforschung war ich immer auf der Suche nach dem grossen Ganzen – der Geschichte hinter der Wissenschaft. Mit der Zeit wurde mir immer klarer, dass die Arbeit im Labor meine Sehnsucht, wissenschaftliche Themen in einem grösseren Kontext zu kommunizieren, nicht erfüllte. An diesem Punkt erkannte ich, dass ich meine Storytelling-Fähigkeiten beruflich weiterentwickeln und die Wissenschaft und ihre Geschichte einem breiteren Publikum nahebringen will.

 

Bei Polarstern hast du Einblick in den Agenturalltag erhalten. Hat dich dies in deiner neuen Berufswahl bestärkt?

Ich kann ehrlich sagen, dass dieses Praktikum meine Leidenschaft für die Nachhaltigkeitskommunikation entfacht und mich darin bestärkt hat, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

 

Du hast für uns ausgiebig recherchiert, dokumentiert und sinniert zum Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung. Was war deine grösste Erkenntnis?

Eine der grössten Erkenntnisse für mich war, dass Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht nur eine Compliance-Übung ist, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Es ist vielmehr ein mächtiges Kommunikationsinstrument. Unternehmen haben die Möglichkeit, echte Verantwortung zu zeigen – nicht nur gegenüber ihren Aktionär:innen, sondern auch gegenüber einer breiteren Zielgruppe, darunter Konsument:innen, Mitarbeiter:innen und die Gesellschaft insgesamt. Es besteht die Chance, Vertrauen aufzubauen und das eigene Engagement für die Nachhaltigkeit zu vermitteln. All dies sollte aber mit Transparenz und Echtheit geschehen. Greenwashing – selbst unabsichtlich – kann die Glaubwürdigkeit schnell untergraben. Das war eine entscheidende Einsicht für mich: Es geht darum, Vertrauen durch ehrliches Geschichtenerzählen aufzubauen.

 

Du wirst deine Masterarbeit ebenfalls zum Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung verfassen. Was reizt dich besonders an diesem Thema?

Was mich an der Nachhaltigkeitsberichterstattung fasziniert, ist ihr Potenzial für positive Auswirkungen. Sie liegt an der Schnittstelle von unternehmerischer Verantwortung und Kommunikation, zwei Bereiche, für die ich eine grosse Leidenschaft habe. In meiner Masterarbeit erforsche ich die Wünsche und Bedürfnisse der Stakeholder in Bezug auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Auch möchte ich untersuchen, wie sich die Berichterstattung weiterentwickeln kann, um ansprechender und zugänglicher zu werden, sodass sie nicht nur bei Investor:innen und Regulierungsbehörden, sondern auch bei einer breiteren Zielgruppe Anklang findet. Ich bin überzeugt: Unternehmen, die echte Transparenz leben, können Veränderungen in ihrer Branche anstossen und Fortschritte über ihre eigenen Geschäftsbereiche hinaus fördern.

 

Wie hat dir das Praktikum bei Polarstern gefallen?

Ich habe meine Zeit bei Polarstern sehr genossen. Es war eine bereichernde Erfahrung, nicht nur wegen der Projekte, an denen ich gearbeitet habe, sondern auch wegen des tollen Teams. Ich habe mich immer in meiner Arbeit und in meiner persönlichen Weiterentwicklung unterstützt gefühlt. Ich möchte mich herzlich bei Julia bedanken. Sie war eine fantastische Mentorin. Ausserdem bedanke ich mich bei Jörg und Andreas dafür, mir die Möglichkeit gegeben zu haben, ein Praktikum bei Polarstern zu machen. Und an den Rest des Teams: Vielen Dank, dass ihr mich so herzlich aufgenommen habt.

 

Letzte Frage: Du bist Britin. Was vermisst du in der Schweiz am meisten aus deiner Heimat?

Abgesehen von Familie und Freunde sind es die kleinen Dinge, die ich am meisten vermisse: Spaziergänge am Strand oder das Rauschen der Wellen. Das Haus, in dem ich aufgewachsen bin und in dem meine Eltern noch immer wohnen, befindet sich nur zehn Minuten landeinwärts von der Küste Nordostenglands entfernt. Ebenso vermisse ich bestimmte Lebensmittel, sonntags geöffnete Geschäfte und der einzigartige, tröstende Charakter der britischen Kultur und des Humors. Allerdings hat die Schweiz so viel zu bieten und nach über 13 Jahren hier habe ich keinerlei Pläne, sie zu verlassen! 😊

Liebe Alison
Vielen Dank für deinen Einsatz! Deine Begeisterung für das Thema der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist spürbar, die Wirkung deiner sauberen und umfassenden Arbeit ebenso.

Wir wünschen dir für deine berufliche Zukunft alles Gute und sind uns sicher, dass die Kombination aus deinen wissenschaftlichen und kommunikativen Fähigkeiten ein Erfolgsrezept sein wird!

 

 

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