13. März 2024

5 Trends in der Nachhaltigkeits­berichterstattung

Der 1. Januar 2024 stellt einen Wendepunkt in der Nachhaltigkeits­berichterstattung (Nachhaltigkeits­reporting) dar: Früher durften Unternehmen nach eigenem Gutdünken berichten. Nun sind insbesondere grosse Unternehmen verpflichtet, regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Was bedeutet das für KMU? Wie können diese mit beschränkten Kapazitäten eine möglichst grosse Wirkung erzielen? Diese Fragen haben wir bei einem Webinar von Swiss Triple Impact beantwortet.

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Mit der Annahme des Gegenvorschlags zur Konzernverantwortungs­initiative im November 2020 hat die Berichterstattungspflicht zu Nachhaltigkeits­belangen Einzug ins Schweizer Gesetzbuch gehalten. Grossunternehmen müssen demnach ab 2024 über die Risiken und Massnahmen in den Bereichen Umwelt, Sozialbelange, Arbeitnehmerbelange, Menschenrechte und Bekämpfung der Korruption berichten. Kleinere Unternehmen, die mit Konfliktmineralien handeln oder in ihrer Lieferkette einen begründeten Verdacht auf Kinderarbeit aufweisen, müssen ebenso Sorgfalts- und Berichtserstattungs­pflichten einhalten. Parallel wurde in der EU die CSRD-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive) verabschiedet, welche in der EU tätige Unternehmen schrittweise in die Pflicht nimmt, zu nicht-finanziellen Belangen zu berichten. Es ist offensichtlich, dass hiermit erst die Grundpfeiler der Berichterstattungs­pflicht gesetzt wurden.

 

Die meisten Schweizer KMU sind von diesen Entwicklungen bisher nicht direkt betroffen. Allenfalls werden sie als Zulieferer von ihren Kunden aufgerufen, Informationen offenzulegen. Dennoch ist es auch für sie sinnvoll, eine Berichterstattung zu pflegen oder aufzubauen, um ihre Reputation zu stützen, um die eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen voranzutreiben und um die Erfolgsaussichten bei der Kunden- und Investorenakquise zu vergrössern. Dabei ist es nützlich, die Trends der Grossunternehmen in der Berichterstattung zu kennen.

 

 

Trend 1: Von Klimaneutralität hin zu Netto-Null

Das wichtigste Nachhaltigkeitsthema der meisten Unternehmen ist das Klima. Grössere Unternehmen messen ihre Treibhausgas­emissionen nach Vorgaben der Science Based Targets Initiative (SBTi) oder des Greenhouse Gas Protocol. Sie wenden sich von Aussagen zur Klimaneutralität von Produkten oder Aktivitäten ab. Heute gilt es, sich einem Netto-Null-Ziel zu verschreiben, mit einem dazugehörigen Absenkpfad sowie der Beschreibung konkreter Massnahmen.

 

Das Schweizer Klima- und Innovationsgesetz (KIG), das im Sommer 2023 verabschiedet wurde, schreibt allen Unternehmen vor, bis 2050 Netto-Null zu erreichen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis alle Schweizer Unternehmen beweisen müssen, dass sie in dieser Hinsicht auf Kurs sind. Deshalb ist es auch für KMU empfehlenswert, wenigstens ihre betrieblichen Treibhausgas­emissionen aus dem Verbrauch von Strom, Brenn- und Treibstoffen und ggf. Kältemitteln zu messen und Reduktionsmassnahmen zu treffen. Empfohlen wird eine Anlehnung an das Greenhouse Gas Protocol. Das kann zu Beginn durchaus mittels einer einfachen Excel-Tabelle stattfinden, unter Einbezug einer überschaubaren Fachberatung.

 

 

Trend 2: Von individuell hin zu standardisiert

Durch die Standards werden die Nachhaltigkeits­berichte immer ähnlicher und vergleichbarer. Weit verbreitete globale Standards sind:

 

Global Reporting Initiative (GRI): Katalog zur Offenlegung wesentlicher Informationen zu Nachhaltigkeit, inklusive Governance, Strategie, Stakeholder, wesentliche Themen und die dazugehörigen Managementansätze

Carbon Disclosure Project (CDP): Fragebogen zur Offenlegung von Treibhausgasemissionen (Daten der Unternehmen werden in zentraler Datenbank veröffentlicht und bewertet)

UN Global Compact: 10 Prinzipien zu ökologischen und sozialen Mindeststandards

Sustainable Development Goals (SDGs): 17 globale Nachhaltigkeitsziele, die auch die Basis von Swiss Triple Impact bilden

Trend 3: Vom Nachhaltigkeit­sbericht hin zur kombinierten/integrierten Berichterstattung

Dieser Trend ist jung und erst bei wenigen Unternehmen sichtbar. Pioniere verfolgen eine integrierte Unternehmensstrategie, welche auch die Nachhaltigkeit­saspekte beinhaltet. Als logische Folge fliesst auch die Berichterstattung zusammen. Dabei zeigen sich kombinierte Varianten einerseits und integrierte andererseits. Eine kombinierte Berichterstattung liegt vor, wenn der Nachhaltigkeits­bericht und der Geschäftsbericht in einem Dokument vereint wird. Die zwei Teile sind aber inhaltlich immer noch voneinander getrennt. Bei einem voll integrierten Bericht gibt es nur eine Berichterstattung.

 

Trend 4: Von umfassend hin zu kurz, technisch und bündig

Die Kombination bzw. Integration ihrer Berichterstattung erzeugt auf Unternehmen den Druck, ihre Berichte aufs Wesentliche zu kürzen. Der Fokus liegt deshalb immer öfter auf der Erfüllung der Anforderungen von Standards, Ratingagenturen und Investoren.

Zur Sicherstellung von kurzen Berichten empfehlen wir, auf folgende Punkte zu achten:

  • Lieber einen guten Bericht alle zwei bis drei Jahre als jährlich einen mässigen Bericht oder gar keinen veröffentlichen
  • Mit einer klaren Struktur Wiederholungen vermeiden
  • Highlights-Teil zu den wichtigsten Entwicklungen im Berichtsjahr planen, um den GRI-Bericht als Pflichtteil zu ergänzen
  • Anzahl der wesentlichen Themen reduzieren
  • Tabellen und Infografiken anstelle langer Fliesstexte einsetzen
  • Mit allgemeinen Informationen sparsam umgehen
  • Sich nicht in Details verlieren

Trend 5: Von NGOs hin zu Investoren

Während ursprünglich NGOs die Antreiber der Nachhaltigkeits­berichterstattung waren, prüfen inzwischen Investoren das Verhältnis ihres Portfolios zu Umwelt, Gesellschaft und Steuerung. Dadurch hat sich der Fokus von der Praxis in einzelnen Themenfeldern auf die gesamtheitlichere Steuerung und das Risikomanagement ausgeweitet.

 

Bezüglich Risikomanagement hat sich die Berichterstattung nach den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) etabliert. Hier geht es um den wechselseitigen Einfluss zwischen Unternehmen und Klima.

 

 

 

 

Tipps für die Begleitkommunikation

 

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist für viele Unternehmen eine aufwändige Pflichtübung. Das Ergebnis findet über einen kleinen Kreis an Fachleuten hinaus kaum Beachtung. Dabei entsteht aber eine wertvolle Informationsgrundlage, die sehr gut auch in andere Publikationen einfliessen kann, um bei einem breiteren Publikum Anklang zu finden. So kann ein Unternehmen ohne grossen Mehraufwand die eigene Kommunikation ausbauen, die Reputation wirkungsvoll pflegen und zur Sensibilisierung beitragen. Unsere Tipps dazu sind folgende:

 

Tipp 1: Highlights auf der Website und in den Social Media verbreiten

Highlights wie Kennzahlen, Grafiken oder Statements aus dem Nachhaltigkeitsbericht lassen sich auch auf der Website, auf Social Media, in einem Newsletter etc. publizieren.

 

Tipp 2: In der Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen systematisch auf den Nachhaltigkeitsbericht verlinken

Durch die Verlinkung auf den Nachhaltigkeitsbericht entsteht Transparenz: Die Leser:innen können die Aussagen überprüfen und erhalten ergänzende Informationen. Und der Nachhaltigkeitsbericht erhält mehr Aufmerksamkeit.

 

Tipp 3: Die Begleitkommunikation bereits mit der Berichterstattung planen

Es lohnt sich, die Kommunikation zur Verbreitung des Nachhaltigkeitsberichts frühzeitig zu konzipieren. Denn so können für den Nachhaltigkeitsbericht inhaltliche und visuelle Elemente entwickelt werden (z. B. Highlights, Interviews, Infografiken, Illustrationen etc.), die sich anschliessend auch gut für die Begleitkommunikation auf der Website, im Intranet, auf Social Media etc. eignen.

Aufzeichnung des STI-Webniars vom 28. August 2023 mit dem Beitrag von Polarstern ab 19:33 Minuten.

Gerne unterstützen wir Sie bei der Konzeption und/oder Umsetzung Ihres Nachhaltigkeitsberichtes. Erfahren Sie mehr über unser Angebot im Bereich der Nachhaltigkeits­berichterstattung.

Über Swiss Triple Impact (STI)

Das Swiss Triple Impact (STI) Programm unterstützt Schweizer Organisationen anhand der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) dabei, eine klare Nachhaltigkeits­strategie zu entwickeln. Über 400 Schweizer Unternehmen sind Mitglied. Polarstern ist seit 2020 dabei und wirkt regelmässig an Veranstaltungen und Webinars mit.

 

de.swisstripleimpact.ch

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